Usedom ist mehr als Strand und See. Nur einen Katzensprung vom Seebad Ahlbeck entfernt, befindet sich mit dem Idyll am Wolgastsee ein Kleinod für Ruhesuchende.
Warum nicht mal mit der Bahn?
Obwohl wir wie wohl die meisten Usedom-Besucher meist mit dem Auto anreisen, fahren wir auf der Insel öfter auch mit der Bahn. Irgendwie sind uns die blau-weißen Triebwagen der Usedomer Bäderbahn, kurz UBB, sympathisch. Manchmal sind wir nach einer mehrstündigen Wanderung beispielsweise von Koserow nach Ahlbeck einfach zu erschöpft für den Rückweg zu Fuß. Hin und wieder greifen wir aber auch auf die UBB zurück, weil die Parkplatzsituation insbesondere in den drei Kaiserbädern nicht ganz ohne und auch nicht preiswert ist.
Ahlbeck und die drei Kaiserbäder
Die Insel Usedom ist flächenmäßig etwa so groß wie der Bodensee. Groß und vor allem vielfältig genug für eine oder mehrere Wochen Urlaub. Zu groß aber, um von einem zentralen Standpunkt aus die ganze Insel zu erwandern. Selbst wenn der Ausgangspunkt wie im Forsthaus Damerow bei Koserow so günstig in der Inselmitte liegt. Heute reisen wir zu unserem Zielpunkt schon mit der Bahn an. Unsere heutige Wanderung führt nämlich zum Idyll am Wolgastsee bei Korswandt, inklusive einer gemütlichen Fünf-Kilometer-Runde um den See. Los geht‘s am Bahnhof Koserow. Für die etwa 20 Kilometer lange Strecke benötigt die UBB gut eine halbe Stunde.
Der Bahnhof Ahlbeck befindet sich ein paar hundert Meter Richtung Hinterland. Das östlichste Seebad liegt an der Grenze zum polnischen Swinemünde. 2005 wurden die drei Ostseebadeorte Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin zur Gemeinde Dreikaiserbäder zusammengeschlossen. Das altehrwürdige Kaiserbad ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht nur weil die drei Kaiserbäder mit dem polnischen Seebad Swinemünde über die mit 12 Kilometern längste Strandpromenade Europas verbunden ist. Auch Wasserratten und Strandläufer kommen hier auf ihre Kosten. Der feine Sandstrand von Swinemünde über Ahlbeck und Heringsdorf nach Bansin ist bis zu 80 Meter breit und erstreckt sich mit insgesamt 42 km Länge bis nach Peenemünde.
Heute aber zieht es uns nicht an die Küste, sondern weiter ins Usedomer Hinterland. Unser erstes Etappenziel, das Idyll am Wolgastsee, liegt etwa drei Kilometer vom Bahnhof Ahlbeck entfernt, zu Fuß also eine dreiviertel Stunde. Zwar führt auch eine wenig befahrene Landstraße zum Wolgastsee. Doch die für Fußgänger und Radler schönere Strecke verläuft nord-westlich.
Ein Paradies für Wasservögel, Naturliebhaber und Wanderer
Wir erreichen das Idyll am Wolgastsee und bedauern fast, dass es zu spät fürs Frühstück, aber zu früh fürs Mittagessen ist. Das Idyll macht seinem Namen wahrlich alle Ehre. Doch aufgeschoben heißt ja nicht aufgehoben. Zwar haben wir schon ein paar Kilometer in den Beinen, doch richtige Appetit wollen wir uns erst jetzt holen, auf dem fünf Kilometer langen Rundkurs um den idyllischen See. Der Wolgastsee ist als Relikt der letzten Eiszeit ein typischer Usedomer Binnensee. Südlich des Seebades Ahlbeck im Gebiet der Gemeinde Korswandt gelegen, hat er eine Länge von rund anderthalb Kilometern und eine Breite von etwa einem halben. Mit durchschnittlich vier Metern ist er zwar nicht besonders tief, aber auch nicht flacher als seine deutlich größeren Pendants wie der Schmollen- oder der Gothensee. Und ähnlich wie seine größeren Brüder bietet der Wolgastsee an seinen Ufern auch vielen Seevögeln ein ideales Brut- und Rastgebiet. Hinzu kommt, dass das Gewässer vollständig von Buchenwald umgeben ist. Das macht ihn natürlich nicht nur für Wasservögel, sondern auch für Wanderer, Radler und Tretbootfahrer interessant. Tatsächlich kann man sich an seinen Ufern ein solches ausleihen. Wer weiß, wenn wir nach der Umrundung noch Lust haben, machen wir es vielleicht. Schau‘n wir mal. Um den See jedenfalls führt ein gut ausgeschilderter Rad- und Wanderweg. Doch auch ohne Beschilderung kann man sich auf dem Rundweg nur schwer verlaufen. Es sei denn man macht einen Abstecher über die polnische grüne Grenze oder zum angrenzenden Schwarzen See. Dieser hatte vor dreihundert Jahren noch eine Verbindung zum Wolgastsee, wie alte Zeichnungen zeigen.
Name ist Programm – Idyll am Wolgastsee
Nach einer guten Stunde kehren wir voller toller Eindrücke und Fotos auf der Speicherkarte zurück. Die Tretboottour über den Wolgastsee verschieben wir erst einmal. Zu verlockend ist das Idyll am Wolgastsee mit seinem Restaurant und Sommergarten. Das an ein Gutshaus erinnernde Gasthaus wurde 1924 im Stil der Bäderarchitektur errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Das kleine, aber urgemütliche Hotel verfügt über 18 Zimmer und eine außergewöhnlich schöne Lage.
Nicht zuletzt deswegen erfreut es sich großer Beliebtheit bei für Naturliebhaber Freizeitsportler und Ruhesuchenden. Wen wundert‘s? Auch wir konnten eben auf unserer einstündigen Runde um den See feststellen, dass jeglicher Stress auf wundersame Weise von uns abgefallen ist. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie tiefen-entspannt man nach nur einer Woche Urlaub hier im Idyll am Wolgastsee heimkehrt, eine Seeumrundung jeden Morgen inklusive …
Vielleicht sollten wir das bei unserem nächsten Urlaub mal versuchen. Es bleibt ja quasi in der Familie. Denn wie wir nach dem Anschauen der romantischen Zimmer des Hauses erfahren haben, gehört das Haus – wie auch das Forsthaus Damerow – zu der Meeressterne GmbH. Und um funkelnde Sterne am Meer handelt es sich wahrlich bei beiden Häusern. Prima. Idyll am Wolgastsee, wir kommen wieder!